Leben und Werk
Ödön von Horváth
Werk
- Sechsunddreißig Stunden (1929)
- Der ewige Spießer (1930)
- Jugend ohne Gott (1937)
- Adieu Europa (Fragment, 1938)
- Ein Kind unserer Zeit (1938 posthum erschienen)
- Zur schönen Aussicht (1926, Uraufführung 1969)
- Die Bergbahn (1927, UA 1929)
- Italienische Nacht (1931, UA 1931)
- Geschichten aus dem Wiener Wald (1931, UA 1931)
- Kasimir und Karoline (1932, UA 1932)
- Glaube Liebe Hoffnung (1932, UA 1936)
- Eine Unbekannte aus der Seine (1933, UA 1947)
- Hin und Her (1933, UA 1934)
- Don Juan kommt aus dem Krieg (1936, UA 1952)
- Figaro lässt sich scheiden (1936, UA 1937)
- Der jüngste Tag (1936, UA 1937)
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Die historisch-kritische Wiener Ausgabe bietet in 18 Bänden erstmals eine nach den Standards moderner Editionsphilologie hergestellte Gesamtausgabe aller abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke sowie aller Briefe und Lebensdokumente Ödön von Horváths. Sie erfüllt damit zum einen die in der literatur- und theaterwissenschaftlichen Forschung seit langem vorgebrachte Forderung nach einer verlässlichen Textgrundlage und erlaubt zum anderen profunde Einblicke in die Entstehung der Werke sowie die moderne Arbeitsweise des Autors.
https://gams.uni-graz.at/horvath-edition
Horváth-Handbuch
Satz dazu: Das Horváth-Handbuch ermöglicht einen ersten oder vertiefenden Einstieg in Leben, Werk und Wirken Ödön von Horváths. Dabei werden zunächst biographische und editionsphilologische Konstellationen geklärt, dann die unterschiedlichen Werkgruppen einer genauen Darstellung unterzogen. Ein besonderer Fokus gilt den Spezifika der Horváthschen Poetik. Der Band schließt mit einem Blick auf die Rezeption Horváths und einem Personen- und Werkregister.
https://www.degruyter.com/document/isbn/9783110704310/html?lang=de
Zum Einbürgerungsantrag Horváths im Jahr 1927
Horváth stellte 1927 einen Einbürgerungsantrag in Bayern. Er wäre damit deutscher Staatsbürger geworden. Forschung dazu aus dem Jahr 2002 konnte die Akte neu einordnen, vor allem auch im Bezug auf das Verhältnis Murnau und Horváth.
Artikel aus Horváth lesen. Hg. von Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2013 (= Maske und Kothurn 59/3), S. 61–71.
„Leben ohne Geländer“
Dokumentation des Internationalen Murnauer Horváth-Symposiums 2001.
Herausgeber: Markt Murnau Redaktion: Gabi Rudnicki-Dotzer, Matthias Kratz (Ödön-von Horváth-Gesellschaft) Murnau 2003 ISBN 3-00-010804-1
By Anonymous – Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth. Reinbek: Rowohlt 1975. S. 25., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5282310
Leben
1901
Ödön von Horváth wird am 9. Dezember in Fiume (heute Rijeka) als erstes Kind des ungarischen Diplomaten Dr. Edmund von Horváth und seiner Frau Maria Hermine aus deutsch-tschechischer Familie geboren.
1902-08
Die Tätigkeit des Vaters führt die Familie nach Belgrad und Budapest, wo 1903 Ödöns Bruder Lajos geboren wird.
1909
Der Vater wird nach München versetzt. Ödön besucht Schulen in Budapest, ab 1913 in München und 1916 bis 1918 in Pressburg.
1918
Die Familie kehrt nach Budapest zurück.
1919
Sie übersiedelt nach Wien, später nach München. Ödön macht das Abitur in Wien und beginnt das Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik in München.
1920
Anlässlich eines Sommeraufenthalts in Murnau erwirbt sein Vater dort ein Grundstück.
1924 - 1926
Die Familie bezieht ihr Landhaus in Murnau, wo Horváth fortan – neben berufsbedingten Aufenthalten in Berlin – lebt und arbeitet. Er veröffentlicht erste Texte und Volksstücke. In dem oberbayerischen Ort verlebt der junge Mann bis 1933 eine gute Zeit mit Baden und Bergsteigen, Feiern mit Freundinnen und Freunden (nicht nur aus Murnau). In dieser Hauptphase seines künstlerischen Schaffens lässt er sich zu einigen seiner bekanntesten Stücke inspirieren und verwebt in Murnau erlebte Begegnungen und Erfahrungen auch in seinen Romanen.
1927
Horváth stellt in Murnau, dem einzigen festen Wohnort seines Lebens, den Antrag auf bayerische und damit deutsche Staatsbürgerschaft. Dieser wird von der Regierung von Oberbayern 1928 abgelehnt, vermutlich wegen des mangelnden geregelten Einkommens des Schriftstellers.
1931
Nach der Saalschlacht in der Gaststätte Kirchmeir zwischen Mitgliedern des (sozialdemokratischen) Reichsbanners und Anhängern der NSDAP in Murnau sagt Horváth als Zeuge in den nachfolgenden Prozessen gegen die Nationalsozialisten aus. Auf Vorschlag von Carl Zuckmayer erhält der junge Autor den Kleist-Preis.
1933
Als Horváth am 10. Februar 1933 im Murnauer Hotel Post das Radio abschalten lässt, in dem eine Rede Adolf Hitlers übertragen wird, kommt es zu einem Konflikt mit SA-Leuten. Kurz darauf verlässt Horváth Murnau.
1933
Eine unruhige Zeit infolge der Einflüsse des Nationalsozialismus beginnt für den kritischen Schriftsteller. Er hält sich in Henndorf bei Salzburg in der „Wiesmühl“ seines Freundes Carl Zuckmayer auf. In Wien heiratet er die jüdische Sängerin Maria Elsner. Die Ehe wird nach einem Jahr geschieden.
1934
Die Familie verkauft das Murnauer Haus und zieht nach Possenhofen. Berlin wird zunächst Horváths Hauptaufenthaltsort. Er versucht, auch unter Pseudonym, als Drehbuchautor für den Film zu schreiben. Später bereut er dies. Er tritt dem nationalsozialistischen Reichsverband Deutscher Schriftsteller bei, wird aber 1935 wegen fehlender Zahlung des Mitgliedsbeitrag wieder ausgeschlossen.
1935
Horváth übersiedelt nach Wien und hält sich in verschiedenen Hotels auf.
1936
Während eines Besuches bei seinen Eltern in Possenhofen am Starnberger See wird er aufgefordert, Deutschland innerhalb von 24 Stunden zu verlassen.
1937
Horváth hält sich wieder längere Zeit bei seinem Freund Carl Zuckmayer in Henndorf in der Wiesmühl auf. Sein Roman „Jugend ohne Gott“ wird kurz nach Erscheinen in viele Sprachen übersetzt, in Deutschland aber auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt.
1938
Nach der Besetzung Österreichs flieht Horváth nach Budapest, danach folgen Aufenthalte in der Tschechoslowakei, Zürich und Amsterdam, dem Sitz seines Exil-Verlags. Am 1. Juni wird Ödön von Horváth in Paris auf den Champs-Élysées auf Höhe des Théatre Marigny durch einen herabstürzenden Ast getötet und am 7. Juni in St. Ouen/Paris bestattet.
1988
Horváths sterbliche Überreste werden auf den Heiligenstädter Friedhof bei Wien übergeführt.
Horváths Großmutter Marie Přehnal († 1938) und sein Onkel Josef Přehnal († 1929) sind auf dem Murnauer Friedhof begraben.